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Full text of "USPTO Patents Application 10561839"

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<J9) BUNDESREPUBLIK <§) Offenlegungsschrift 



D E UTS CH LAND 




DEUTSCHES 
PATE NTAIWT 



® 



DE 4132379 A1 



(5T) Aktenzeichen: 
(3) Anmeldetag: 
@ Offenlegungstag: 



P41 32 379.3 
28. 9.91 
8. 4.93 



(g) Int. CI. 5 : 

C 12 M 3/00 

G 02 B 21/34 
C 12 N 11/08 
//C12Q 1/18,1/00. 
C12N 5/06, C08J 
5/18.C08L 33:12 



< 

CO 

CM 
CO 



LU 



(7?) Anmelder: 

Kernforschungszentrum Karlsruhe GmbH, 7500 
Karlsruhe, DE 



@ Erfinder: 

Weibezahn, Karl Friedrich, Dr., 7513 Stutensee, DE; 
Knedlitschek. Gudrun, Dr., 7500 Karlsruhe. DE; 
Dertinger. Hermann, Prof. Dr., 6900 Heidelberg. DE; 
Schubert, Klaus, Dr., 7500 Karlsruhe, DE; Bier, 
Wilhelm, Dr., 7514 Eggenstein-Leopoldshafen, DE; 
Schaller, Thomas, 7504 Weingarten, DE 



Prufungsantrag gem. § 44 PatG ist gestellt 

@ Substrat fur Zellkulturen und Kultur von Zellen oder Zellaggregaten 

@ Die Erfindung betrifft ein Substrat fur Zellkulturen, baste- 
hend aus einem mikrostrukturierten plattenformigen Korper, 
der zur Aufnahme von Zellen oder Zellaggregaten eine 
Vielzahl von durch Stege voneinander getrennte Vertiefun- 
gen enthalt, deren groBter Durchmesser und deren Tiefe 
jeweils ein Mehrfaches des Durch messers der Zellen oder 
Zellaggregate betragt und die an ihrem Grund jeweils 
mindestens eine Offnung aufweisen. die kleiner ist als die 
kleinste der von den Vertiefungen aufzunehmenden Zellen 
oder Zellaggregaten sowie eine mit diesem Substrat ange- 
legte Zellkultur. Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde. 
ein Substrat vorzuschlagen, mit dessen Hilfe eine dreidimen- 
sionale Zellkultur angelegt werden kann. 



CO 

CM 
CO 



BUNDESDRUCKEREI 02. 93 308 014/1 15 



12/59 



DE 41 32 379 Al 



l 

Beschreibung 



Die Erfindung betrifft ein Substrat fiir Zellkulturen, 
bestehend aus einem mikrostrukturierten plattenformi- 
gen Korper, der zur Aufnahme von Zellen oder Zellag- 5 
gregaten eine Vielzahl von durch Stege voneinander 
getrennte Vertiefungen enthalt, deren groBter Durch- 
messer und deren Tiefe jeweils ein Mehrfaches des 
Durchmessers der Zellen oder Zellaggregate betragt 
und die an ihrem Grund jeweils mindestens eine Off- 10 
nung aufweisen, die kleiner ist als die kleinste der von 
den Vertiefungen aufzunehmenden Zellen oder Zellag- 
gregate sowie eine dreidimensionale Kultur von Zellen 
oder Zellaggregaten mit einem Substrat in Form einer 
Gitterstruktur mit wabenartig angeordneten, durch 15 
Stege mit zur Gitterebene senkrechten oder geneigten 
Wanden getrennten Durchbruchen, deren Durchmesser 
und Tiefe ein Mehrfaches des Durchmessers der Zellen 
oder Zellaggregate betragt, wobei die Zellen oder Zel- 
laggregate an den Wanden der Stege haften. 20 

Aus der Veroffentlichung "Morphologische Untersu- 
chungen an Eileiterepithelzellen des Kaninchens: Pri- 
markulturen auf Polycarbonatmembranen" von I. G. 
Noske in TECNOMARA NEWS IV/90, Labortechni- 
sche Informationsschrift ist ein zweidimensionales Sub- 25 
strat fiir Zellkulturen und eine zweidimensionale Zell- 
kultur bekannt. Das Substrat besteht aus einer Mem- 
bran, die Poren unterschiedlicher GroBe aufweist. Eini- 
ge dieser Poren durchdringen die Membran. Die Zellen 
zeigen eine Tendenz, sich in diesen Poren zu verankern. 30 
Im wesentlichen bildet die Zellkultur eine Monoschicht, 
die die Oberseite und die Unterseite der Membran be- 
deckt. 

Solche Substrate haben den Vorteil, daB Nahrlosung 
den Zellen ungehindert zugefuhrt und Stoffwechselpro- - 35 
dukte leicht abtransportiert werden konnen. Ferner be- 
steht die Moglichkeit, auf solchen Substraten haftende 
Zellen optisch unter dem Mikroskop zu kontrollieren. 
Als Fazit der Veroffentlichung ist jedoch angefiihrt, daC 
die Zellen sich in Abhangigkeit vom angebotenen Sub- 40 
strat in ihrer Form verandern. So wachsen sie auf Glas- 
oder Plastikunterlage oft extrem flach, so daB die fur 
ihre Funktion so wichtige Polaritat nicht gewahrleistet 
ist. 

Aus den Veroffentlichungen "Solid tissue masses for- 45 
med in vitro from cells cultured on artificial capillaries" 
von Richard A. Knazek, Federation Proceedings Vol. 33, 
No. 8 (August 1974) und einem Firmenprospekt der Fir- 
ma "dunn Labortechnik GmbH" in Asbach, DE. mit dem 
Titel "Cellmax™ 100 — Hollow Fiber Bioreactor Sy- 50 
stem for Mammalian and Insect Cell Culture", der auf 
die Veroffentlichung Knazek bezug nimmt, ist ein Zell- 
substrat bekannt, das aus einer Vielzahl parallel verlau- 
fender Kapillaren besteht, die im Abstand voneinander 
angeordnet sind. Die Kapillaren sind an ihren Enden 55 
durch jeweils ein AbschluBstuck zusammengefaBt, mit 
dem Nahrlosung durch die Kapillaren geleitet werden 
kann. Die Zellen wachsen an der AuBenseite der Kapil- 
laren in dem Zwischenraum, den sie untereinander bil- 
den, auf. Die Nahrlosung diffundiert aus dem Innern der eo 
Kapillaren durch die Kapillarwand in den Zwischen- 
raum und versorgt hierdie Zellen. Auf diese Weise kann 
eine dreidimensionale Zellstruktur erzeugt werden. 

Dieses Substrat erscheint aus verschiedenen Grunden 
zur Anlage und Untersuchung von Zellkulturen weniger 65 
geeignet. Der Stoffwechselgradient ist wegen der unre- 
gelmaBigen Geometrie nicht eindeutig definiert. Ferner 
wird die Diffusion von Produkten durch die Konstruk- 



tion der verschiedenen Kapillaren in Abhangigkeit vom 
verwendeten Material immer auf bestimmte Molekular- 
gewtchte eingeschrankt. Fur manche Anwendungen ist 
eine Beschichtung des Substrats notwendig; eine solche 
Beschichtung kann bei diesem Zellsubstrat als Diffu- 
sionssperrschicht wirken und damit einen Gradienten 
zusammenbrechen lassen. SchlieBlich kann das bekann- 
te Substrat nicht so ausgebildet werden, daB eine mikro- 
skopische Kontrolle der Zellen wahrend der Kultivie- 
rung moglich ist. 

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde. den ge- 
nannten Nachteilen der bekannten Zellsubstrate abzu- 
helfen. Insbesondere sollen die Vorteile von membran- 
artigen Substraten mit der Moglichkeit, dreidimensiona- 
le Zellstrukturen ausbilden zu konnen, kombiniert wer- 
den. 

Die Aufgabe wird durch das eingangs beschriebene 
Substrat fiir Zellkulturen und durch die eingangs be- 
schriebene Zellkultur geldst. Die abhangigen Anspru- 
che geben besonders vorteilhafte Ausfuhrungsformen 
des Substrats an. 

ErfindungsgemaB wird ein Substrat fur Zellkulturen 
vorgeschlagen, das aus einem mikrostrukturierten plat- 
tenformigen Korper besteht, der eine Vielzahl von 
durch Stege voneinander getrennte Vertiefungen ent- 
halt. Der groBte Durchmesser und die Tiefe der Vertie- 
fungen wird so gewahlt, daB sie jeweils einem Mehrfa- 
chen des Durchmessers derjenigen Zellen oder Zellag- 
gregate entsprechen, fiir die das Substrat vorgesehen 
ist. Die Vertiefungen weisen an ihrem Grund jeweils 
mindestens eine Offnung auf, die kleiner ist als die klein- 
ste der von den Vertiefungen aufzunehmenden Zellen 
oder Zellaggregate, so daB die Zellen auf einfache Wei- 
se in die Vertiefungen eingebracht werden konnen, in- 
dem auf das Substrat von der Seite, die die groBen Off- 
nungen aufweist, eine Zellsuspension aufgebracht wird. 
Auf diese Weise werden die Zellen in den Vertiefungen 
festgehalten und konnen sich an deren Wanden veran- 
kern. 

Das erfindungsgemaBe Substrat stellt vorzugsweise 
einen plattenformigen Korper dar, der in der Art einer 
Gitterstruktur beispielsweise quadratische Vertiefun- 
gen enthalt, die dicht nebeneinander angeordnet sind 
und sich in Form eines Pyramidenstumpfs nach unten 
verjungen. Auf den Grundflachen der Vertiefungen sind 
weitere, wesentlich kleinere pyramidenformige Vertie- 
fungen angebracht, wobei die Spitzen der pyramiden- 
formigen Vertiefungen den plattenformigen Korper 
durchstoBen. 

Eine weitere Ausfuhrungsform des erfindungsgema- 
Ben Substrats besteht darin, daB eine gitterformige 
Struktur auf eine mikroporose Bodenplatte aufgesetzt 
ist. Hierbei ist es unerheblich, ob die Stege des Gitters 
zur Gitterebene senkrecht oder geneigt angeordnet 
sind. Als Bodenplatte kann eine fur Flussigkeiten durch- 
tassige Membran verwendet werden, die die Zellen zu- 
ruckhalt. Die Membran kann aus einem organischen 
Polymer oder Copolymer bestehen; als Bodenplatte ist 
jedoch auch eine keramische Fritte geeignet. 

Eine Bodenplatte mit einer oder mehreren Offnun- 
gen, die kleiner sind als die kleinste der von den Vertie- 
fungen aufzunehmenden Zellen oder Zellaggregate, ist 
nur anfangs notwendig, wenn die Zellkultur angelegl 
wird. Nach einiger Zeit haften die Zellen an den Wan- 
den der Vertiefungen und bilden gewebeartige dreidi- 
mensionale Zellaggregate aus, wobei die Zellen mit den 
an den Wanden haftenden Zellen aggregieren. Mikro- 
skopische Untersuchungen konnen vereinfacht werden. 



DE 41 32 

3 

wenn die Bodenplatte nach der Anlage der Zellkultur 
vom Gitter gelost werden kann. 

Als Werkstoffe fur das Substrat sind vor allem durch- 
sichtige Materialien geeignet. Vorzugsweise besteht das 
Substrat aus Polymethylmethacrylat (PMMA). Fiir den 5 
Fall, daB das Substrat aus einem Gitter und einer vom 
Gitter losbaren mikroporosen Bodenplatte aufgebaut 
ist, reicht es aus, wenn nur das Gitter aus einem durch- 
sichtigen Material gefertigt ist. 

Das erfindungsgemaBe Substrat kann in einen Mikro- 10 
skop-Objekttrager integriert werden. 

Durch dreidimensionale Kultivierung der Zellen im 
erfindungsgemaBen Substrat erfolgt Zelldifferenzie- 
rung zusatzlich zu den Substratkontakten iiber Zell-zu- 
Zell-Interaktionen. Neben der mikroskopischen Beob- 15 
achtung konnen Serien-Dunnschnitte des mit Zellen ge- 
fullten Substrates angefertigt werden, ein fiir die An- 
wendung histologischer und histochemischer Methoden 
entscheidender Vorzug. 

Das erfindungsgemaBe Substrat kann in einen Ob- 20 
jekttrager ebenso wie in ein Medium-Zirkulationssy- 
stem integriert werden. Bei mehrlagiger randdichter 
Ausfullung mit Zellen stellt das Substrat eine Art Gewe- 
befilter dar, wodurch zwei physiologische Halbraume 
oberhalb und unterhalb desselben definiert werden. 25 
Durch unterschiedliche Mediumbeschickung im Zirku- 
lationssystem bilden sich vertikal gerichtete Stoffwech- 
selgradienten in der ICultur aus, die auch durch eine 
zusatziiche Beschichtung der Gitterelemente (z. B. mit 
Komponenten der Extrazellularmatrix im Zuge zellspe- 30 
zifischer Anwendungen) nicht blockiert oder behindert 
werden. 

Das erfindungsgemaBe Substrat stellt eine stabile 
Stutzstruktur fiir Zellen dar und ermoglicht die Herstel- 
lung von definierten Schichten aus verschiedenen Zell- 35 
typen. Durch die hierbei auftretenden heterotypischen 
Zellinteraktionen kann es zu weiteren Differenzie- 
rungssvorgangen kommen. Mit solchen Systemen kon- 
nen beispielsweise zellspezifische Transportprozesse 
studiert werden. Speziell konnten die in vitro nur 40 
schwer restituierbaren Bedingungen des Organsystems 
Haut naher untersucht werden, indem ein Halbraum 
von Luft anstelle von Medium durchstromt wird. 

Eine solche "organnahe" Kulturtechnik auf der Basis 
des erfindungsgemaBen Substrates ist auf eine groBe 45 
Zahl verschiedenartiger Zelltypen anwendbar. Sie kann 
fiir Fragestellungen aus zahlreichen biomedizinischen 
Gebieten eingesetzt -werden, bei denen ein HochstmaB 
an Zelldifferenzierung erforderlich ist: 

50 

— Fur toxikologische Untersuchungen zur Erzie- 
lung wirklichkeitsnaher Ergebnisse. 

— Bei der Entwicklung von Arzneimitteln: Wir- 
kungs- und Abbautests. 

— In der Grundlagenforschung. 55 

— Als Alternative zum Tierexperiment, vor allem 
bei der Untersuchung komplizierter Organsysteme 
(z. B. Leber oder Haut). 

Die Erfindung wird im folgenden anhand von Figuren 
und Ausfuhrungsbeispielen naher erlautert. 

Fig. 1 zeigt eine Ausfiihrungsform mit quaderformi- 
gen Vertiefungen 1, die durch senkrechte Stege 2 von- 
einander getrennt und nach unten durch eine porose 
Bodenplatte 3 abgeschlossen sind. 

Fig. 2 zeigt die Ausfiihrungsform gemaB Fig. 1 und 
eine abgewandelte Ausfiihrungsform mit V-formigen 
Stegen im Querschnitt. 



379 Al 

4 

Die Fig. 3 bis 5 zeigen verschiedene Bearbeitungs- 
schritte eines Formeinsatzes, mit dem eine Ausfiih- 
rungsform des erfindungsgemaBen Substrats abgeformt 
werden kann. 

Fig. 3 stellt den vorbearbeiteten Formeinsatz dar. 
In Fig. 4 ist der grobstrukturierte Formeinsatz darge- 
stellt. 

Fig. 5 zeigt den feinstrukturierten Formeinsatz. 
Fig. 6 zeigt mit dem grobstrukturierten Formeinsatz 
abgeformte Stege aus PMMA. 

Fig. 7 zeigt mit dem feinstrukturierten Formeinsatz 
abgeformte Stege mit kleinen Einsenkungen am Grund 
der durch die Stege gebildeten Vertiefungen, aus denen 
die Offnungen hergestellt werden. 

Fig. 8 zeigt die durch Frasen bearbeitete Unterseite 
des Substrats mit den Offnungen. 

Fig. 9 stellt die Oberseite des in Fig. 8 gezeigten Sub- 
strats dar. 

Fig. 10 zeigt einen Mikroskop-Objekttrager, in den 
das Substrat integriert ist. 

Fig. 1 1 zeigt einen weiteren Mikroskop-Objekttrager 
mit integriertem Substrat. 

Beispiel 1 

Herstellung einer Ausfiihrungsform des 
erfindungsgemaBen Substrats 

Die erfindungsgemaBen Substrate konnen durch 
Rontgenlithographie-Verfahren oder durch Abform- 
verfahren hergestellt werden. Im folgenden wird an- 
hand der Fig. 3 bis 8 ein Abformverfahren beschrieben, 
mit dem auf einfache Weise eine Vielzahl der erfin- 
dungsgemaBen Substrate in Serie hergestellt werden 
konnen. 

Zur Abformung eines Substrats aus Kunststoff wird 
ein Formeinsatz benotigt, in den die Positiv-Strukturen 
der Vertiefungen und Offnungen des mikrostrukturier- 
ten Substrats eingebracht sind. 

Fig. 3 zeigt einen vorbearbeiteten Formeinsatz mit 
vier erhabenen Plateaus von 10 mm x 10 mm in den Be- 
reichen 1 bis 4. Die Hone der Plateaus betragt 1 mm. In 
jedes Plateau werden mit einem keilformig profilierten 
Diamanten kreuzweise Nuten derart eingebracht, daB 
im RastermaB 400 urn quadratische Netze aus 280 u.m 
tiefen Graben mit dreieckigem Querschnitt entstehen. 
Dadurch bleiben Pyramidenstumpfe mit Deckflachen 
von 300 u. x 300 u,m stehen. Diese grobstrukturierte 
Form des Formeinsatzes ist in Fig. 4 dargestellt. 

Danach werden in den Bereichen 1 bis 4 in die Pyra- 
midenstumpfe durch erneute kreuzweise Bearbeitung 
mit feineren Diamanten eine Substruktur eingebracht: 
Die DeckflSche eines jeden Pyramidenstumpfs wird im 
Raster 40 u,m durch 8x8 Mikropyramidenstumpfe 
strukturiert Die Hone der Mikropyramidenstumpfe 
liegt bei 80jxm, die Deckflachen messen einige 10 urn 2 . 
Das Ergebnis dieses Bearbeitungsschritts ist in Fig. 5 
dargestellt. 

Der auf diese Weise bearbeitete Formeinsatz wird 
60 mit Hilfe einer SpritzgieBmaschine abgeformt. Fig. 6 
und 7 zeigen Grob-und Feinstruktur des in PMMA ab- 
geformten Werkzeugs. 

In einem abschlieBenden Bearbeitungsschritt wird 
das unter den abgeformten Strukturen befindliche Ma- 
65 terial entfernt; durch diesen Schritt werden die Offnun- 
gen am Boden des Substrats freigelegt. Hierzu wird das 
Substrat auf einer Vakuumspannvorrichtung fixiert und 
solange Material von der Unterseite des Substrats ent- 



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5 

fernt, bis die Offnungen bzw. Poren des Bodens offen 
zutage treten. Ober das MaD des Abtrags laBt sich die 
Dicke des Bodenteils und der minimale Porendurchmes- 
ser steuern. Das Ergebnis dieses Verfahrensschritts ist in 
den Fig. 8 (Unterseite des Substrats) und 9 (Oberseite 5 
des Substrats) dargestellt. Wird der Boden des Substrats 
vollstandig entfernt, laBt sich ein Kunststoffgitter aus 
100 [im breiten Stegen mit Maschenweiten von 300 \im 
herstellen. 

10 

Beispiel 2 

Herstellung eines Mikroskop-Objekttragers 

Ein gemaB Beispiel 1 hergestelltes Substrat 2 mit ei- 15 
ner benutzbaren Flache von 10 mm x 10 mm wird, wie 
in Fig. 10 gezeigt, mit zwei Glasobjekttragerplattchen 1, 
Justierscheiben 3 und Zwischenscheiben 4, die Thermo- 
statisierungs- und Nahrlosungskanale 5 enthalten, zu ei- 
nem Objekttrager vereinigt. 20 

Die auBeren Kanale dienen der Thermostatisierung; 
uber die mittleren Kanale wird Nahrlosung zu- und ab- 
geleitet. 

Beispiel 3 25 
Herstellung eines weiteren Mikroskop-Objekttragers 

Der Mikroskop-Objekttrager besteht aus zwei nahe- 
zu identischen Zwischenscheiben 10, 1 1. zwischen denen 30 
ein gemaB Beispiel 1 hergestelltes Substrat 2 fliissig- 
keitsdicht eingespannt werden kann. Die obere 10 und 
untere 1 1 Zwischenscheibe sind bis auf den Unterschied 
identisch, daB die obere seitlich vier Bohrungen 12 und 
die untere an den entsprechenden Stellen vier Gewinde 
(nicht dargestellt) enthalt, durch die mittels Schrauben 
das dazwischenliegende Substrat 2 eingeklemmt wird. 
Die Zwischenscheiben sind aus Messing gefertigt und 
oberflachlich durch eine galvanisch aufgebrachte 
Schicht aus Rhodium fur die Gewebekultur veredelt. 
Die jeweilige AuBenflache ist mit einer rechteckigen 
Einfrasung der Breite versehen, daB sie ein handelsiibli- 
ches Mikroskop-Objekttragerplattchen 14 aufnehmen 
kann, das durch jeweils zwei an den kurzen AuBenkan- 
ten befindliche Kunststoffschrauben (in den Bohrungen 
15) arretiert wird. Die Zwischenscheiben sind mit einer 
zentralen Bohrung 16 versehen, durch die eine optische 
Beobachtung der ZeHen im Substrat moglich ist 

Auf der Innenseite befindet sich eine kreisformige 
Einfrasung 20, die der paBgenauen Aufnahme des Sub- 
strats dient. 

Zwei auBere durchgehende Rohre 17 (Innendurch- 
messer 3 mm, AuBendurchmesser 4 mm) konnen iiber 
den AnschluB an ein externes Wasserbad mit Warmwas- 
ser zur Temperierung durchstromt werden. Mittlere 
Rohre 18, 19 ragen von gegenuberliegenden Seiten in 
die zentrale Bohrung 16 hinein. Durch diese wird fri- 
sches Nahrmedium durch den Hohlraum geleitet, der an 
der mittleren Flache durch das Substrat 2 und an der 
auBeren Flache durch das jeweilige Objekttragerplatt- 
chen 14 begrenzt ist. Dadurch entstehen im zusammen- 
gebauten Zustand zwei Hohlraume, die von unter- 
schiedlichen Nahrmedien durchstromt werden konnen. 

Das gesamte System ist somit von oben nach unten 
symmetrisch durch die folgenden Komponenten aufge- 
baut: 

Objekttragerplattchen 14, verschraubt an die obere 
Zwischenscheibe 10, verschraubt unter Zwischenlage 



379 Al 

6 

des Substrats mit der unteren Zwischenscheibe 11, an 
der ein weiteres Objekttragerplattchen 14' verschraubt 
ist. 

Mit den gemaB Beispiel 1 hergestelhen Substraten 
wurden im folgenden biologische Versuche durchge- 
fiihrt, urn die Kultivierung dreidimensionaler Zellkultu- 
ren zu demonstrieren. 

Beispiel 4 

Beschickung des Substrats mit Zellen 

Die Experimente wurden mit zwei permanenten Zell- 
linien der Maus durchgefuhrt: L- und SV40-3T3-Zellen. 
Es kamen durchweg Standard-Kulturmedien zum Ein- 
satz. 

Zunachst wurden die Substrate durch Co-Gammabe- 
strahlung mit ca. 100 Gy sterilisiert und in eine trockene 
Petrischaie uberfiihrt. Auf die 1 cm 2 groBe Gitterflache 
wurden 300 bis maximal 400 u.1 einer konzentrierten 
Suspension von Zellen bzw. Spnaroiden (Zellaggregate) 
aufgetragen. Durch die Kapillarwirkung kam es zu ei- 
nem raschen Eindringen in die Vertiefungen des Sub- 
strats innerhalb von ca. einer Minute unter vollstandiger 
Mitnahme der Zellen oder Spharoide. Nach ca. 15 Minu- 
ten im Brutschrank bei 37° C wurde die Petrischaie vor- 
sichtig mil Medium gefiillt, wobei zwei Varianten er- 
probt wurden. Einmal wurde die Gitterstruktur unter- 
schichtet, so daB sie auf dem Mediumfilm schwamm. 
Alternativ wurde sie uberschichtet. In beiden Fallen eta- 
blierte sich ein vollstandiger Kontakt des Mediums mit 
den Zellen im Substrat; beide Varianten erwiesen sich 
als gleichwertig in Bezug auf die weitere Kultivierung 
der Zellen im Brutschrank. Die Beschickung des Sub- 
35 strats ist insgesamt problemlos; auf eine zusatzliche vor- 
sichtige Zentrifugierung zur Verbesserung des Eindrin- 
gens der Zellen bzw. Spharoide kann im allgemeinen 
verzichtet werden. 

40 Beispiel 5 

Zur Gewebefreundlichkeit des verwendeten 
Kunststoffs PMMA 

45 Ein weiteres Testziel bestand in der Untersuchung 
der Gewebefreundlichkeit des Substratmaterials. Als 
JCriterium wurde hier die Ausbildung von mikrosko- 
pisch sichtbaren Kontakten mit den Wanden herange- 
zogen. Es zeigte sich, daB es innerhalb weniger Stunden 
50 zur Anheftung der Zellen an den Wanden der Vertiefun- 
gen des Substrats kommt. Zusammen mit Vitalitatstests 
und weiteren Details der Zellwechselwirkung mit den 
Gitterwanden wird damit die Gewebevertraglichkeit 
des Substratmaterials PMMA und der Geometrie der 
55 Substratstruktur demonstriert. Die beobachtete hohe 
Affinitat der Zellen zum Material wird moglicherweise 
durch die Vorbestrahlung zur Sterilisierung begunstigt. 
Die hierbei auftretenden Oberflachenveranderungen 
(Veranderung des Ladungsmusters) konnen die Ausbil- 
60 dung von Zellkontakten erleichtern. 

Beispiel 6 

Vitalitat und Wachstumsverhalten der Zellen 

65 

Das Testziel bestand zum einen darin, etwaige zell- 
schadigende Wirkungen bei der Langzeitkultur im Sub- 
strat zu identifizieren. Zum andern sollte das Wechsel- 



DE 41 32 

7 

wirkungsmuster der Zellen mit den Gitterwanden und 
ihre morphologische Differenzierung untersucht wer- 
den. Urn zellschadigende Wirkungen zu identifizieren, 
wurden Zellen und Spharoide in den Gitterstrukturen 
tiber mehr als 2 Wochen kultiviert. Die Nahrstoffversor- 5 
gung erfolgte durch Mediumwechsel alle 2 bis 3 Tage. 
Wahrend dieser Zeit blieb die Kultur steril, die Zellen 
lebens- und teilungsfahig. Beim Abbruch der Versuchs- 
reihen waren noch alle Zellen vital (Nachweis durch 
Trypanblau-AusschluBtest) und teilungsfahig (Klonoge- 10 
nitatstest). Von dem Kultursystem gehen damit, selbst 
bei Langzeitkultur, keinerlei zellschadigende Wirkun- 
gen aus. 

Zur Herstellung und Kultur mehrlagiger Zellschich- 
ten in den Vertiefungen des Substrats kann man von 15 
Einzelzellen oder bereits fertigen Spharoiden ausgehen. 
Die Wahl wird in der Praxis nach den Eigenschaften der 
verwendeten Zellarten, z. B. nach ihrer proliferativen 
Kapazitat, getroffen. 

Bei der Einbringung von Einzelzellen kommt es zu- 20 
nachst zur Anheftung an die Wande der Vertiefungen 
und zwar meist selektiv etwa in der Mitte der Wande, 
d. h. auf halber Wandhohe. Eine Besiedlung des pordsen 
Bodens der Vertiefungen findet nur in geringem Urn- 
fang statt. Von den Wanden ausgehend vermehren sich 25 
die Zellen ohne mechanische Unterstutzung zur Mitte 
der Vertiefungen hin. Es entsteht ein mehrlagiges dich- 
tes Zellgeflecht. Dieses Verhalten hangt in gewissem 
Umfang vom Typus der eingesetzten Zellen ab und war 
bei den L-Fibroblasten besonders ausgepragt. 30 

Zur Untersuchung des Verhaltens von Spharoiden 
wurden die Vertiefungen mit SV40-3T3-Spharoiden mit 
einem mittleren Durchmesser von 200 u,m beschickt. Sie 
waren damit kleiner als die Vertiefungen, so daB ihr 
Wachstumsverhalten verfolgt werden konnte. Sie lager- 35 
ten sich zunachst jeweils an eine Wand der Vertiefungen 
an. Die Zellvermehrung fuhrte zu einer Volumenzunah- 
me der Spharoide, so daB diese nach wenigen Tagen die 
Vertiefungen randdicht ausfullten. Die Kontaktbildung 
der auBeren Spharoidzellen mit den Substratwanden 40 
und damit die Ausbildung eines mehrschichtigen gewe- 
beartigen Zellverbands konnte mikroskopisch nachge- 
wiesen und verfolgt werden. 



379 Al 

8 

und deren Tiefe jeweils ein Mehrfaches des Durch- 
messers der Zellen oder Zellaggregate betragt und 
die an ihrem Grund jeweils mindestens eine Off- 
nung aufweisen, die kleiner ist als die kleinste der 
von den Vertiefungen aufzunehmenden Zellen 
oder Zellaggregaten. 

2. Substrat nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich- 
net, daB die Stege ein Gitter mit pyramidenstumpf- 
formigen Vertiefungen bilden. 

3. Substrat nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge- 
kennzeichnet, daB der plattenformige Korper aus 
einem Gitter mit zur Gitterebene senkrechten oder 
geneigten Stegen aufgebaut ist, das auf eine mikro- 
porose Bodenplatte aufgesetzt ist. 

4. Substrat nach Anspruch 3, dadurch gekennzeich- 
net. daB die Bodenplatte losbar mit dem Gitter ver- 
bunden ist. 

5. Substrat nach einem der Anspruche 2 bis 4, da- 
durch gekennzeichnet, daB das Gitter aus einem 
durchsichtigen Material hergestellt ist. 

6. Substrat nach Anspruch 5, dadurch gekennzeich- 
net, daB das durchsichtige Material Polymethylme- 
thacrylat(PMMA)darstellt. 

7. Substrat nach Anspruch 5 oder 6, dadurch ge- 
kennzeichnet, daB das Gitter einen Teil eines Mi- 
kroskop-Objekttragers darstellt oder als Mikro- 
skop-Objekttrager ausgebildet ist. 

8. Dreidimensionale Kultur von Zellen oder Zellag- 
gregaten mit einem Substrat in Form einer Gitter- 
struktur mit wabenartig angeordneten, durch Stege 
mit zur Gitterebene senkrechten oder geneigten 
Wanden getrennten Durchbruchen, deren Durch- 
messer und Tiefe ein Mehrfaches des Durchmes- 
sers der Zelle oder Zellaggregate betragt, wobei 
die Zellen oder Zellaggregaten an den Wanden der 
Stege haften. 



Hierzu 7 Seite(n)Zeichnungen 



Beispiel 7 45 

Ablosung der Zellen zur Analyse; 
Wiederverwendbarkeit der Substrate 



Die in den Vertiefungen verankerten Zellen kdnnen 50 
mit Hilfe einer enzymatischen Behandlung mit Trypsin 
herausgelost und weiter analysiert werden. Die lichtmi- 
kroskopische Inspektion zeigt, daB die Zellen dabei 
quantitativ aus den Vertiefungen enlfernt werden. Auch 
eine einwochige Inkubation des geleerten Substrats mit 55 
frischem Kulturmedium ergab, daB keine Zellen in den 
Vertiefungen verblieben. Gleichzeitig konnte damit die 
Aufrechterhaltung der Sterilitat dokumentiert werden. 
Auf diese Art "gereinigte" Substrate sind wiederholt ein- 
setzbar. 6Q 



Patentanspruche 

1. Substrat fur Zellkulturen, bestehend aus einem 
mikrostrukturierten plattenformigen Korper, der 65 
zur Aufnahme von Zellen oder Zellaggregaten eine 
Vielzahl von durch Stege voneinander getrennte 
Vertiefungen enthalt, deren groBter Durchmesser 



ZEICHNUNGEN SEITE 1 



Nummer: 
Int. CI. 5 : 

Offenlegungstag: 



DE 41 32 379 A1 
C12M 3/00 

8. April 1993 



Fig. 1 





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Fig 2 



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308 014/115 



ZEICHNUNGEN SEITE 2 



Nummer: DE41 32 379 A1 

Int.CI. 5 : C12M 3/00 

Offenlegungstag: 8. April 1993 



Fig. 3 



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308014/115 



ZEICHNUNGEN SEITE 3 



Nummer: 
Int. CI. 5 : 

Offenlegungstag: 



DE 41 32 379 A1 
C12M 3/00 

8. April 1993 



Fig. M 




Fig. 5 



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308 014/115 



ZEICHNUNGEN SEITE 4 



Nummer: DE 41 32 379 A1 

Int. CI. 6 : C12M 3/00 

Off enlegungstag: 8. April 1 993 



Fig. 6 




308014/115 



ZEICHNUNGEN SEITE 5 



Nummer: 
Int. CI. 6 : 

Offenlegungstag: 



DE 41 32 379 A1 
C12M 3/00 

8. April 1993 



Fig. 8 




Fig. 9 




308 014/115 



ZEICHNUNGEN SEITE 8 



Nummer: DE 41 32 379 A1 

Int. CI. 5 : C12M 3/00 

Often leg ungstag: 8. April 1993 




308 014/115 



ZEICHNUNGEN SEITE 7 



Fig. 11 



15 



15 



Schnitt A-B 



Nummer: DE 41 32 379 A1 

Int. CI. 6 : C12M 3/00 

Offenlegungstag: 8. April 1993 



17 ' ' | 17 

A f Vi 3 h 



16 



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2 

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